Grüner Star (Glaukom)

Grüner Star (Glaukom)

Zur Aufrechterhaltung der äußeren Form des Auges ist ein bestimmter Druck im Augeninneren notwendig. Sonst würde das Auge in sich zusammenfallen. Der Augeninnendruck wird in Millimeter Quecksilbersäule (mm Hg) gemessen. Dies ist auch die Einheit, in der der Blutdruck gemessen wird. Normalerweise liegt der Augeninnendruck zwischen 10 und 21 mm Hg. Er schwankt im Laufe des Tages um ca. 4 mm Hg und ist morgens höher als abends. Erzeugt wird der Augeninnendruck durch das Kammerwasser, das im Strahlenkörper gebildet wird. Es fließt dann an der Linse vorbei durch die Pupille in die vordere Augenkammer und von dort durch das wie ein Filter wirkende Trabekelwerk in den Schlemmschen Kanal.

Der grüne Star (Glaukom) ist gekennzeichnet durch einen erhöhten Augeninnendruck mit dadurch bedingter Schädigung des Sehnervs und entsprechenden Ausfällen im Gesichtsfeld . Man unterscheidet mehrere Arten des grünen Stars. Allen ist gemeinsam, dass einmal eingetretene Schäden nicht mehr zu beheben sind. Zwei Formen sind besonders wichtig: das chronische Offenwinkelglaukom und das Winkelblockglaukom (Engwinkelglaukom).

Beim Offenwinkelglaukom liegt die Ursache des erhöhten Augendrucks, der Werte von 30 mm Hg und mehr annimmt, im Trabekelwerk. Mit zunehmenden Alter kann es zu vermehrten Ablagerungen in den Poren des Trabekelmaschenwerks oder zu einer Verdickung des Maschenwerks selbst kommen, so dass dann der Abfluss des Kammerwassers behindert wird und der Augendruck ansteigt. Diese in der Regel beidseitigen Veränderungen sind ein schleichender Prozess. Das chronische Offenwinkelglaukom ist die häufigste Form des grünen Stars. Ab dem 40. Lebensjahr sind ca. zwei Prozent der Menschen betroffen. Ca. 12 % aller Erblindungen in den Industriestaaten sind auf den grünen Star zurückzuführen. Ein besonderes Erkrankungsrisiko haben u. a. Verwandte von Glaukompatienten, Zuckerkranke und stark Kurzsichtige.

Eine Variante des Offenwinkelglaukoms ist das so genannte Normaldruckglaukom. Hierbei kommt es zu Schädigungen des Sehnervs und Ausfällen im Gesichtsfeld, obwohl der Augeninnendruck immer im Normalbereich liegt.

Zum Winkelblockglaukom neigen besonders Augen, die anlagebedingt einen engen Kammerwinkel haben. Dies kommt insbesondere bei Übersichtigkeit nicht selten vor. Bei diesen Augen kann es geschehen, dass der Kammerwinkel durch die Regenbogenhaut verlegt wird und dann das Kammerwasser nicht mehr abfließen kann. Oft liegt die Ursache für den Kammerwinkelverschluss in der im Laufe des Lebens zunehmenden Dicke der Linse, die dann die Regenbogenhaut nach vorne und gegen den Kammerwinkel drückt. Geschieht der Verschluss plötzlich, entsteht ein Glaukomanfall mit Druckwerten von 60 mm Hg und mehr. Aber auch chronische Verläufe mit Kammerwinkelverklebungen kommen vor. Das Winkelblockglaukom betrifft ca. einen von tausend Menschen nach dem 40. Lebensjahr und tritt in der Regel ebenfalls an beiden Augen auf.

Die meist mäßigen Augendrucksteigerungen beim chronischen Offenwinkelglaukom führen nur sehr selten zu Augen- oder Kopfschmerzen. Üblicherweise treten, besonders zu Beginn der Erkrankung, keine Beschwerden auf. Auch die Gesichtsfeldausfälle werden unbemerkt größer. Aufgrund des schleichenden Verlaufs der Erkrankung fehlen Frühsymptome, an denen man das chronische Offenwinkelglaukom erkennen könnte. Erst in fortgeschrittenen Stadien werden manchmal die dann schon großen Gesichtsfelddefekte beider Augen bemerkt. Einmal eingetretene Schäden sind aber nicht mehr zu heilen. Auch bei der chronischen Form des Winkelblockglaukoms sind keine warnenden Frühsymptome vorhanden. Nur der Glaukomanfall verursacht starke Augen- und Kopfschmerzen, manchmal verbunden mit Übelkeit. Außerdem sieht man verschwommen, das Auge tränt und ist gerötet. Erfolgt bei einem Anfall keine schnelle Behandlung, kann es zur Erblindung kommen.

Die wichtigste Untersuchung bei einem grünen Star ist die Messung des Augeninnendrucks. Das Auge erhält zunächst einen Tropfen eines Betäubungsmittels. Danach wird ein kleines Messköpfchen kurz auf die Hornhaut aufgesetzt und der Augeninnendruck gemessen. Diese Untersuchung ist völlig schmerzlos.

Zur Kontrolle des Gesichtsfeldes verwendet man heute meist computergesteuerte Geräte, die so genannten Perimeter.In eine Halbkugel werden automatisch Lichtpunkte unterschiedlicher Größe und Helligkeit projiziert. Der Patient, der in die Mitte der Halbkugel blickt, drückt auf einen Klingelknopf, sobald er einen Lichtpunkt wahrgenommen hat. Der Augenarzt untersucht auch den Kammerwinkel und den Sehnervenkopf. Bei einer Schädigung des Sehnervs durch den grünen Star ist der Sehnervenkopf ausgehöhlt und blass.

Meist kann der Augeninnendruck durch entsprechende Augentropfen, die sehr regelmäßig angewendet werden müssen, gesenkt werden. Sollte durch Augentropfen keine ausreichende Drucksenkung mehr zu erzielen sein, kommt manchmal eine Laserbehandlung des Kammerwinkels in Frage. Ist auf diese Weise keine ausreichende Absenkung des Augeninnendruckes zu erreichen, wird eine Operation unumgänglich.

Je nach der Art des grünen Stars muss dabei ein künstlicher Abfluss für das Kammerwasser nach außen durch eine Filterkissenoperation (Goniotrepanation) oder nach innen durch eine Regenbogenhautausschneidung (Trabekulektomie) vorgenommen werden. Sind bereits Operationen am Augapfel vorgenommen worden oder liegt ein sekundärer Grüner Star infolge neu gebildeter Blutgefäße im Kammerwinkel vor, ist eine Augeninnendrucksenkung durch Verminderung der Kammerwasserproduktion erforderlich. Hierbei wird der Strahlenkörper des Auges partiell verödet, was besonders schonend mit einem besonderen Laserverfahren, der Zyklophotokoagulation erfolgen kann. In seltenen Fällen sind auch andere Operationen erforderlich.